Freitag, 18. Februar 2011

Kalorien sind Quatsch...

...und negative Energiebilanz ist Humbug. Die Stoffwechselvorgänge und die Energie-Verarbeitung sind so komplex, dass niemand das in Tabellen so darstellen kann, dass es auch wirklich stimmt.


Aniseed Humbug

This traditional shaped humbug sweet has a wonderful aniseed flavour..
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Wenn man HighCarb - LowFat isst, kommt es vor, dass sich der Körper in einem Zustand befindet, der auf Englisch "over-fed and under-nourished" heißt - überfressen und unterernährt. Weil nicht die Nährstoffe aufgenommen werden, die der Körper braucht. Obwohl der Teller 2 oder 3 mal mit Nudeln und fettfreier Sauce gefüllt wurde und der Bauch bis zum Platzen gefüllt ist, kommt kurze Zeit später wieder der nächste Hunger!, trotz überreichlich aufgenommener Kalorien. Es waren halt die falschen Kalorien... und das meldet der Körper mit Hunger.


Für sehr kohlenhydratlastige Mahlzeiten, die kaum Fett und Eiweiß enthalten, existiert kein wirksames Sättigungssignal, da der Körper immer weiter darauf wartet, dass endlich genug Fett und Eiweiß für seine Bedürfnisse gegessen wurden  - erst das "ich platze jetzt gleich"-Signal des Magens stoppt die Nahrungsaufnahme.


Dieses Ungleichgewicht sorgt auch dafür, dass Muskeleiweiß abgebaut wird, teilweise auch aus den Geweben und Gefäßwänden, wenn in der Nacht (Fastenphase) Energie benötigt wird, z.B. für Herz. Das wird dann statt Fett (dem bevorzugten Energieträger des Herzens) zur Energieversorgung benutzt. Das Fett wird nämlich durch das Insulin quasi in den Fettzellen gefangen gehalten.


So verändert sich durch HighCarb LowFat mit der Zeit auch die Körperzusammensetzung negativ: mehr Fett, weniger Muskeln. Außerdem wird der Bewegungsdrang gebremst, weil ein relativer Energiemangel erzeugt wird. Oft friert man auch, obwohl eigentlich genug Energie im System vorhanden ist, die nur leider nicht zur Verfügung steht. Wie z.B. eine Geldeinlage auf der Bank mit einem Sperrvermerk...


Außerdem können aufgrund eines Mangels an fettlöslichen Vitaminen viele Auf- und Umbauarbeiten, wie z.B. der stetige Knochenauf- und -abbau, nicht ordnungsgemäß ablaufen.


Bei Fett und Eiweiß gibt es dagegen sehr wirksame Sättigungssignale, so dass man sich daran kaum überessen kann. 


Die aufgenommenen Kohlenhydrate werden anschließend in Glukose umgewandelt und wird nun über den Blutkreislauf den Zellen im ganzen Körper angeboten zur sofortigen Energiegewinnung. Die brauchen aber nur eine bestimmte, begrenzte Menge davon. Das sind etwa 25 kcal/kg Körpergewicht  pro Tag oder ungefähr 400-450 g KH, wenn kaum Fett und Eiweiß zugeführt werden.


Der Körper schafft nun mühsam die überschüssige Glukose aus dem Blutkreislauf, die dort Schaden anrichten könnte (z.B. Glykierung). Da werden z.B. die Glykogenspeicher in der Leber und in den Muskeln aufgefüllt - wenn die nicht schon bis zum Platzen voll sind. Ist dann immer noch Überschuss da, wandelt der Körper die Glukose in Fett um, die dann mit Hilfe von Insulin in den Fettzellen eingelagert werden. Dort bleibt das Fett so lange, bis kein Insulin mehr "vor der Tür" steht und Fett einschleusen will. Die Zellen haben quasi eine Drehtür, die sich zwar in beide Richtungen dreht, aber nur Fett raus lässt, wenn draußen kein Insulin ansteht. Bei einer Ernährung nach LCHF haben die Fettzellen deshalb auch mal die Chance, Fett nach draußen zu schleusen, weil nicht ständig Insulin vor der Tür rumlungert.


Funktioniert wegen einem Diabetes dies nicht mehr, wird auch Glukose mit dem Urin ausgeschieden, wodurch die Nieren geschädigt werden können.


Eiweiß wird für viele Reparatur- und Erneuerungsvorgänge in allen Zellen und Geweben im Körper benötigt. Wir haben hier die Faustformel: 1 - 1,5 g Protein pro kg Idealgewicht, die pro Tag gegessen werden sollten. Besonders tierisches Protein ist wichtig, weil es ein komplettes Spektrum an Aminosäuren enthält, die teilweise essentiell sind.


Wenn mehr Eiweiß aufgenommen wird, kann der Körper relativ Energie-verschwenderisch das Protein zu Glukose umwandeln. Deshalb sättigt eiweißreiche Nahrung meist so gut, dass man sich daran kaum überessen kann. Nur wenn ausschließlich größere Mengen sehr fettarmes Fleisch über mehrere Tage gegessen wird, kann es auch zu Durchfällen und anderen Krankheitszeichen kommen. "Rabbitstarvation"


Fett benötigt der Körper als Träger für fettlösliche Vitamine und als Quelle für essentielle Fettsäuren. Beim Fett funktioniert die Satt-Meldung sehr gut und bei jedem "zu viel" wird einem schnell schlecht. In den Fastenzeiten zwischen den Mahlzeiten kann bei einer Ernährung nach LCHF aufgrund des niedrigeren Insulinspiegels von Körper jederzeit nach Bedarf auf das Fett in den Depots zugegriffen werden, wenn Energie benötigt wird.


Fettzellen: 3T3-L1 Adipocyten-Differenzierung,
8. Tag nach der Induktion des Differenzierungsprozesses,
Vergrößerung 400x; Foto: Marisa Tschernatsch, IMB Uni Graz


Konzentriert man sich beim Essen also besonders auf moderates Eiweiß und reichlich Fett mit wenigen Kohlenhydraten, so funktioniert das Sättigungsgefühl am besten und die Menge wird optimal. Überschüsse an Fett können auch über das braune Fettgewebe als wohlige Wärme abgegeben werden oder lösen einen ausgeprägten Bewegungsdrang aus.


Mit Kohlenhydraten wird der Körper quasi zum Geizkragen erzogen, mit reichlich Fett und Eiweiß wird der Körper zum Verschwender. Bei gleicher Anzahl von Kalorien ist darum die Verwendung der Kalorien ein ganz verschiedene, weshalb die Bilanz (Fettdepots) am Ende des Jahres auch ganz verschieden aussieht...

5 Kommentare:

  1. danke für diesen Post!

    die sind immer sehr informativ :)

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  2. ...vielen lieben Dank für diese tolle Information, da kann man gleich viel besser argumentieren, warum LCHF so gut funktioniert!
    Liebe Grüße
    Beate

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  3. toll geschrieben!

    LG Dany

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  4. Woher interessiere mich für das was du schreibst sehr. Könntest du mir eine Quellenangabe geben, wo du dieses Wissen herhast?

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  5. Das ist meine Zusammenfassung aus den Büchern, die in meiner Leseliste genannt sind. Und auch den Links... Das ist auch kein wissenschaftlicher Beitrag, den ich mit Fußnoten und Nachweisen garnieren könnte - einfach mein persönliches Verständnisses des Themas.

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